Knabenkraut

Warum braucht es eine ökologische Infrastruktur?

Wären die Grosseltern in ihrer Kindheit im Tägerhard Vögel beobachten gegangen, so hätten sie Steinkäuze gesehen.

Heute kommt die kleine Eule nur noch in den Grenzregionen der Schweiz vor und muss aufwändig gefördert werden. Deshalb war sie auch Vogel des Jahres 2021. Dieses Beispiel steht exemplarisch für den starken Rückgang an Leben in den vergangenen Jahrzehnten. Verschwinden Vögel, heisst das in der Regel, dass vor ihnen schon jede Menge anderer Tierarten verschwunden sind, denn Vögel stehen wie der Mensch oben an der Nahrungskette. Hätten wir die Erzählungen der Grosselterngeneration nicht mehr, bemerkten wir die fehlenden Vögel vermutlich gar nicht, weil wir sie nie kennenlernen konnten. Aus Grossvaters Sicht könnte aber der Verlust kaum grösser sein. Aus ebendieser schleichenden Verarmung der Biodiversität ergibt sich der Bedarf für eine ökologische Infrastruktur. 

Das sechste Massensterben

Dieser Rückgang kann auch im globalen Zusammenhang des sechsten Massensterbens gesehen werden. Das gegenwärtige Massenaussterben ist gewaltigen Ausmasses. In den vergangenen 50 Jahren sind die weltweiten Bestände von Vögeln, Säugetieren, Fischen, Reptilien und Amphibien im Schnitt um 68% zurückgegangen. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Negativtrend selbstbeschleunigend wirkt, je weiter der Rückgang fortschreitet.

 

Es liegt auch in unserer Hand

Im Vergleich gegenüber der globalen Klimakrise ist der Hebel jedes Einzelnen in der Lösung der Biodiversitätskrise grösser, weil lokal viel erreicht werden kann. Es fängt bereits bei der Gestaltung des Gartens oder Balkons an. Hört aber dort keinesfalls auf. Als Natur- und Vogelschutzverein sind wir stets bemüht Lebensräume zu erhalten, zu schaffen und dort, wo dies nicht reicht, Arten speziell zu schützen und zu fördern. In Würenlos sind dies heute vor allem Flussregenpfeifer, Uferschwalbe, Gartengrasmücke, Neuntöter, Gelbbauchunke, Kreuz- und Geburtshelferkröte. Als Bürger der Gemeinde Würenlos können wir zudem direktdemokratisch über die Ausgestaltung der Bau- und Nutzungsplanung befinden. Genau dort muss die ökologische Infrastruktur einbezogen werden. Biodiversität und ökologische Infrastruktur gehört nämlich spätestens ab jetzt ganz selbstverständlich und konkret angewandt in jegliche Raum- und Nutzungsplanung.